Ich will wissen, wie dieses Thema von den Parteien behandelt wird.
Die Realität galoppiert den viel zitierten „Leitbildern“ davon.
Der klassische Familienstand „ledig, verheiratet, geschieden, verwitwet“ spiegelt eigentlich nur mehr einen Bruchteil der gelebten Welt ab. Die Statistik Austria unterscheidet 13 verschiedene Privathaushalte nach Lebensform, zusammengefasst: Lebt in Partnerschaft, als Ehepartner:in, in Lebensgemeinschaft, mit oder ohne Kinder, als Elternteil in Ein-Eltern-Familie, Alleinlebend.
Kurz gesagt: Familie ist mehr, viel mehr.
Das ist wohl das, was mich bei den Parteien am meisten stört, die ein rein simples Familienbild propagieren, mit Vater, Mutter, Kind. Er geht in die Arbeit, sie bleibt zuhause, Kind geht in die Schule. Unsere Welt ist komplexer und das war sie immer schon. Vielleicht mit veränderten Prozentsätzen, aber bunt war sie und ist sie.
Doch es gibt Parteien, denen die Realität so nicht gefällt. Sie schreiben in ihren Programmen von ihren Idealen.
Ich bekomme eine Gänsehaut, wenn ich dann bei der einen Partei lese:
„Die Familie als Gemeinschaft von Mann und Frau mit gemeinsamen Kindern ist die natürliche Keimzelle und Klammer für eine funktionierende Gesellschaft und garantiert gemeinsam mit der Solidarität der Generationen unsere Zukunftsfähigkeit.“ (FPÖ)
Die andere schreibt:
„Unser Leitbild sind Familien mit Kindern (Vater, Mutter, Kind) als Grundlage und Kern der Gesellschaft, wo Generationen füreinander Sorge tragen.“ (ÖVP)
Das sind die ersten Gedanken, die beim Thema Familie angeführt werden. Beide führen zumindest noch Chancengleichheit an, oder gar dass sie andere Formen des Zusammenlebens respektieren, „in denen Verantwortung und Sorge füreinander getragen wird und die einen Beitrag zu einer stabilen und verantwortungsbewussten Gesellschaft leisten – wie Patchwork-Familien, Alleinerziehende, gleichgeschlechtliche Partnerschaften und andere.“
Bei anderen Programmen wird die Realität besser abgebildet. Es fehlen „Leitbilder“. Hier finde ich weniger Definitionen mehr Beschreibungen des Lebens in unserer Gesellschaft.
Die SPÖ schreibt:
„Unsere Gesellschaft verändert sich rasant und umfassend. Österreich wird bunter und vielfältiger… Immer mehr Menschen leben in Patchworkfamilien oder alleine. Immer mehr Menschen bekennen sich, trotz noch immer bestehender Diskriminierungen, zu ihrer individuellen Sexualität.“ (SPÖ)
Bei den NEOS lese ich:
„Die österreichische Familienpolitik ist noch immer in veralteten Rollenbildern und Strukturen gefangen. Familienförderung ist kleinteilig und unübersichtlich, oft unterscheiden sich die einzelnen Leistungen von Gemeinde zu Gemeinde.“ (NEOS)
Bei den Grünen wird es schwammiger:
„Noch immer ist es weitgehend akzeptiert, dass einige wenige in unserer Gesellschaft postulieren, was “normal” zu sein und wie Anpassung zu funktionieren hat. Das schränkt ein. Es schmälert die mögliche Vielfalt an Lebensformen und Le- bensentwürfen, es behindert kreativen Austausch, es blockiert Fähigkeiten. Vordergründiges „Anders-Sein“ wird dazu verwendet, um Menschen gegeneinander aufzuhetzen und von anderen Problemen abzulenken. Dagegen gilt es offensiv aufzutreten.“ (Grüne)
Und auf Grund der Wahlerfolge der KPÖ schaute ich auf deren Webseite, fand reichlich Material zu Frauen. Aber Familien und Kinder sind auf den ersten Blick hinter verschiedene Topics quasi versteckt, hinter Bildung oder Soziales würde ich sicherlich etwas finden.
Eigentlich bin ich überrascht, wie deutlich jede Partei meinen „Vorurteilen“ entspricht. Über keine wunderte ich mich, alle entsprechen meinen Erwartungen.