Als ich begann darüber nachzudenken, wie sehr Glaube unser alltägliches Leben prägt, war ich überrascht und nicht. Im Grunde ist es das magische Denken unserer Vorvorfahren. Wir halten uns für aufgeklärt, aber es ist mehr Illusion als Realität.
Und es trifft weit mehr Bereiche als ursprünglich gedacht.
Beispiele gibt es viele.
Heute geht es mir um Impfungen. Ich weiß noch, wie ich einer Mutter vor vielen, vielen Jahren zuhörte, als sie meinte, sie würde ihre Kinder nicht impfen lassen. Da ich keine hatte, war es keine Frage, die ich mir stellen musste. Nachdenken kann ich aber trotzdem.
Aktuell brechen wieder Masern aus, hier in Österreich, aber auch in anderen westlichen Ländern. Masern haben aber auch mein Leben berührt, denn die Schwester meiner Mutter verlor ihr Gehör, ein Freund bekam eine Gehirnhautentzündung. Diese Kinderkrankheiten werden belächelt, da muss man durch, die stärken das Immunsystem. Das ist magisches Denken.
Denn seit Menschengedenken gibt es sie und sie verursachten viel Leid und Tod. Ich selbst war wegen einer Kinderkrankheit, Windpocken, im Krankenhaus. Kindheit war gefährlich. Heute auf Grund der Herdenimmunität nicht mehr.
Hier profitieren die Impfgegner. Denn es sind einfach weniger Krankheitserreger verbreitet.
Gerne weisen sie auf Impfschaden hin. Ja, die gibt es, tragisch sind sie. Niemand gibt einen Deut darauf, wenn sie oder er das 1% ist, das entweder erkrankt oder einen Impfschaden erleidet. Statistik ist ein Hund, denn es gibt immer eine Wahrscheinlichkeit, dass es mich betrifft. Wir Menschen mögen keine Wahrscheinlichkeiten. Deshalb wird immer darauf hingewiesen, ich kenne jemanden, der … Klar, das nennt man Wahrscheinlichkeit.
Wenn ich überdurchschnittlich mit schwerbehinderten Menschen zu tun haben, werde ich viele Beispiele kennen. Aber weniger, die wegen einer Kinderkrankheit genau dort gelandet wären. Denn die gibt es nicht mehr so oft.
Auch leben wir ein viel hygienisches Leben als vor 100 Jahren. Neben medizinischen Erfolgen ist unser Alltag auch saubererer geworden. Ob es Wasser ist, oder Luft, in der Geschichte finde ich Beispiele für alle Katastrophen, die wir verhindern hätten können, hätten wir nur gewusst wie.
Wissen!
Für die Gemeinschaft ist Impfung ein Erfolgsrezept. Vor 50 Jahre hätte ich in vielen Familien auf Tote zurückschauen können, die wegen einer Krankheit verstarben oder einen lebenslangen Schaden erlitten.
Das war früher der Alltag.
Wir sind aber auch vergesslich und wir sprechen nicht gerne über tragische Ereignisse in unserem Leben. Genau deshalb habe ich nicht oft genug nachgefragt. Dann war es vergessen. Ich habe viel zu spät begonnen wieder zu fragen und kam nicht mehr zu allen Antworten.
Wenn ich mich also nicht impfen lassen will, profitiere ich von jenen, die es tun. Es bedeutet auch nicht, dass ich je erkranke. Ebensowenig, dass ich schwer erkranke.
Impfung ist ein Spiel mit Wahrscheinlichkeiten.
Kürzlich hörte ich von jemandem, dass er nach der Masernimpfung erkrankte. Ja, auch wenn es nur 0,1% wahrscheinlich ist, kann es jemanden treffen.
Menschen mögen keine Wahrscheinlichkeiten.
Da haben wir magisches Denken viel lieber, denn, wenn das nicht klappt, dann haben wir nur nicht richtig geglaubt oder vielleicht nicht richtig gebetet.
Doch ich will wissen.
Mehr dazu in weiteren Artikel über Wissen statt Glauben