Weil wir Österreicher so gerne abschätzig auf die USA schauen, zeige ich gerne immer wieder, was wir lernen können. Oder wo wir gewarnt sein können.
1967 trat der Freedom of Information Act unter Lyndon B. Johnson in den USA in Kraft. Das dritte Land weltweit!
2025 wird mit dem Informationsfreiheitsgesetz das österreichische Amtsgeheimnis zu Grabe tragen.
59 Jahre hat Österreich gebraucht, um ein vergleichbares Gesetz zu verabschieden.
Keine Sorge, begeistert sind die Regierungen in den USA auch nicht immer, denn lästig ist es allemal, wenn Journalist*innen nachfragen, hinter den Vorhang schauen. Wie immer wird hier wie dort um Verbesserungen gerungen, nur in den USA schon seit mehr als einem halben Jahrhundert. Skandale hat es gegeben, aber in Wahrheit ist gerade dies ein Zeichen der Stärke einer Demokratie, dass Missbrauch aufgedeckt wird. Anstatt zu Jammern, dass es schon wieder einen Skandal gibt, sollten wir froh sein, dass wir davon erfahren. Autokratische Staaten verstehen dies zu verhindern, durch Eingriffe in Justiz und eine freie Medienlandschaft.
Österreich hat sich lange gewehrt, Beamtenstaat hat einen völlig anderen Klang in unserem Ländchen, ein gelungener Schutz für Regierung und Beamt*innen gegen neugierige Bürger*innen. Ich gestehe, als ich dies in der Bibliotheksausbildung lernte, dachte ich mir, wenn mir tatsächlich ein Skandal unterkommen würde, würde ich dafür auch ins Gefängnis gehen. Denn es widersprach meinem demokratischen Empfinden auch schon vor 30 Jahren. Denn eines war mir klar, wird das Amtsgeheimnis verletzt, kann es dienstrechtliche, arbeitsrechtliche und strafrechtliche Konsequenzen haben. Leider finde ich nicht, den einen Fall, wo ein Bibliothekar angezeigt wurde, nach 30 Jahren kann ich mich auch nur vage erinnern.
Berühmt ist Österreich auch für das Metternich’sches System – bis heute Inbegriff von Verfolgung und Unterdrückung von Demokratie, Presse-, Meinungs- und Versammlungsfreiheit.
Das Amtsgeheimnis ist seit 1925 in der Verfassung verankert. Das bedeutete, es brauchte eine Zweidrittelmehrheit um es endgültig aufzuheben. Und ebenso um das Informationsfreiheitsgesetz in der Verfassung festzuschreiben.
Damit ist Österreich das letzte demokratische Land in Europa, das eine gesetzliche Verschwiegenheitspflicht hat. Und nicht nur europaweit, das kleine Palau mit 18.000 Einwohner hat auch keines.
Wie immer, wenn ich eines nachschaue, finde ich etwas Anderes erstaunliches. 1766 hat das erste Land ein solches Gesetz verabschiedet, noch vor der französischen Revolution, vor der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung, war Schweden das erste, das ein solches beschloss. Da gab es noch einiges hin und her, aber es war das erste „Tryckfrihetsförordningen“, Gesetz über die Pressefreiheit, wo die Informationsfreiheit festgeschrieben wurde, während wir ein ausgeklügeltes Spitzelwesen unter Metternich entwickelten. Finnland schließlich das 2. 1950 und die USA 1966 als drittes.
Wie auf der Webseite ersichtlich, ist es kein monolithischer Block, der Zugang zu Informationen ist unterschiedlich, gesetzlich festgeschrieben ist es auch in Ländern, wo ich den Zugang tatsächlich bezweifle. Aber das ist eine andere Geschichte.
Jetzt freue ich mich einmal über einen ersten Schritt zur Informationsfreiheit.
1979 begann C-Span Übertragungen aus dem amerikanischen Kongress, seit 45 Jahren wird nun berichtet. Natürlich hat es immer wieder Probleme gegeben und man hat Adaptierungen durchgeführt. Etwa als Newt Gingrich 1984 vor leerem Saal seine Reden hielt, da aber nur eine Kamera, die auf ihn hielt, lief, wusste die Öffentlichkeit nichts davon. Herr der Kamera war aber Tip O’Neill, Sprecher des Repräsentantenhaus und der ließ die Kamera schließlich über die leeren Bänke schwenken. Das führte damals zu einem großen Skandal. Heute gibt es mehrere Kameras, Diskussionen gibt es immer noch. Sitzungen von Untersuchungsausschüsse gibt es öffentliche und nicht öffentliche. Anwälte sitzen immer wieder neben den Zeugen.
Ein Untersuchungsausschuss lief wie ein Krimi ab, aber er war alles andere als typisch. Sie hatten tatsächlich Regisseure beschäftigt, um es spannend zu gestalten: January 6th Committee Public Hearings.
Die Sitzungen im US-Kongress sind in Realität nicht immer spannend. Aber manche Abgeordnete schicken ihre Auftritte an jene, die ihre Newsletter abonniert haben. Andere legen wirklich gute Auftritte hin, wo viel erklärt wird. Diese bekommt man doch immer wieder auch in diversen Nachrichtensendungen zu sehen. Ich kenne deshalb mehr amerikanische Politiker als in Österreich.
10 Stunden 6 Minuten und 17 Sekunden
dauerte die letzte Live-Übertragung am 17.4.2024 aus dem österreichischen Parlament im ORF. Für 30 Tage kann sie nachgeschaut werden, anscheinend ist das der Informationsauftrag, für den ich jetzt mehr zahle. Also verweise ich wieder mal auf YouTube, da stellt jemand die ORF-Übertragungen der Sitzungen ein.
5 Tage später habe ich in 3 österreichischen Tageszeitungen keine Erwähnung gefunden. (Bis auf jene Fälle, die schon vorher Thema waren, wie unser ganz spezielle Spionageaffäre) Allerdings kann man sie auf der Parlamentswebseite nachschauen, ich weiß nicht, wie lange der Link korrekt ist.
Zur Nationalratssitzung selbst habe ich 4 Videos auf YouTube gefunden.
Tja … irgendwie beschämend. Wundern sich Politiker*innen wirklich, dass sie nicht beliebter sind? Was sie im Hohen Haus präsentieren, ist so spannend, dass niemand darüber berichtet. Als ob sie in einer Blase leben und nicht verstehen, dass wir sie nicht verstehen. Wahrscheinlich hat keiner Lust sinnentleerte Reden über fertig gebackene Gesetze zu hören.
Wie seltsam anders Fragestunden im österreichischen Parlament im Gegensatz zu den USA abläuft. Bei uns von der Regierungsbank herunter, also von oben herab, während Regierungsmitglieder in den USA unten sitzen und der Vorsitzende des jeweiligen Ausschusses, der das Hearing hält, oben sitzt. Im Grunde ist dies das Ergebnis der unterschiedlichen Form der Gewaltenteilung. Die Legislative ist in den USA tatsächlich in der Hand des Kongresses, der Präsident kann „nur“ verhandeln, bei uns werden Gesetze hauptsächlich durch die Regierung eingebracht. Keine Angst, das verstehen dort wie bei uns die wenigsten.
Trotz allem plädiere ich für weitere Übertragungen. Ich will das Untersuchungsausschüsse übertragen werden.
Es ist ein Unterschied, ob ich etwas lese oder höre und sehe.
Nicht alles, was übertragen wird, ist herausragend. Aber ich habe einige Herausragende gesehen.
Ich weiß noch, wie ich mich sträubte, mir den Prozess wegen des Mordes an George Floyd anzuschauen. Wie überrascht war ich, wie ruhig der Prozess ablief, wie klar ich folgen konnte. Das war nicht wie bei den Reality-Shows, wo Anwälte wild rumschreien. Es war zivilisiert. Nur eines bedauere ich, nicht jeder Bundesstaat der USA überträgt. Deshalb wird der Prozess gegen Donald Trump im Bundesstaat New York nicht übertragen.
Der Oberste Gerichtshof der USA hat begonnen zumindest die Argumente, die vorgebracht werden, auch als Hörprotokoll zur Verfügung zu stellen.
Den Prozess in Georgia wird man sehen können, jene von Jack Smith im Auftrag des Justizministeriums nicht.
Auch wenn vielleicht nicht alles von Anfang an klappen würde, dass die ÖVP die Übertragung von Untersuchungsausschüssen wieder einmal auf die nächste Legislaturperiode nach den kommenden Nationalratswahlen verschiebt, während die anderen dafür sind (ob die FPÖ nachwievor dafür ist, kann ich heute nicht sagen. Das wird sich wohl nach Thema ändern), spricht für sich.
Manche Menschen machen das zu ihrem Programm und viele von denen denken, dass alle anderen auch so ticken. Das tun sie nicht.
Ich habe erst angefangen, taktisch zu denken, als man mir schon ein Messer reingerammt hat. So zu denken, mag ich nicht, vorsätzlich mache ich es erst recht nicht, selbst aus der Defensive heraus, führte es bei mir zu schweren Magenschmerzen. Ich bin echt untalentiert, wenn es darum geht hinterfotzig zu sein.
155.940 Euro haben wir Steuerzahler geblecht, um jemanden mit folgendem Profil zum Bundeskanzler zu machen.
Eigentlich habe ich nur an hinterfotzig gedacht, dann ist mir Sebastian Kurz eingefallen, dann habe ich gegoogelt und bin auf die im Auftrag und auf Rechnung des Finanzministeriums (unter der Anleitung des einstigen BMF-Generalsekretärs Thomas Schmid) angefertigte Studie gestoßen. Ich hatte das nicht im Auge. Ich war überrascht und auch nicht, brachte ich dieses einfache Wörtchen „hinterfotzig“ ja selbst mit ihm in Verbindung.
Der einzige Trost ist, dass es unter anderem diese Studie war, den „hinterfotzigen und über Leichen gehenden“ Bundeskanzler zum Rücktritt zu bringen.
Immer wieder höre ich wie man mit Entsetzen über amerikanische Zustände berichtet, was mich noch viel mehr erschüttert, ist, wie oft ich an österreichische Parallelen denke, oder wie naiv wir sind.
Wenn wir einen „Master of the Universe“ wählen, aber über die Wahl von Donald Trump lachen. Hübscher und jünger, aber sonst?
Er hatte kürzlich einen Notartermin (was sagt es über mich, dass ich Notarzttermin gelesen habe), um sein Firmenkonstrukt neu aufzusetzen. Zugleich hört und liest man derzeit über das komplizierte Konstrukt von René Benko oder dem Wirecard-Skandal (oder mehr von Jan Marsalek) und deren Verbindungen in die Politik und vielleicht auch in die Welt der Spionage.
Genau in diesem Moment musste ich daran denken, was ist, wenn nicht nur Marsalek , der in Russland untertauchte und von dort aus immer noch Agenten (auch österreichische) dirigierte, sondern auch Benko Verbindungen nach Russland hat. Heutzutage ist es einfach, kurz gegoogelt und Russisches Geld für Signa war gefunden.
Sind wir in Europa wirklich so naiv? Können wir eins und eins nicht zusammenzählen? Glauben wir wirklich, der Krieg beginnt erst, wenn Bomben fallen?
Die nächsten Tage werde ich mir den Beitrag mit vielen Links zu weiteren Beiträgen der Deutschen Tagesschau „Der Krieg in den Netzen“ zu Gemüte führen.
Heute habe ich nur frei assoziiert und zuletzt musste ich daran denken, dass Robert Mueller als Special Counsel „Russian interference in the 2016 United States elections“ eine weitreichende und systematische („sweeping and systematic“) Einmischung in die Wahlen 2016 belegte, die zur Präsidentschaft von Donald Trump führte.
Endlich habe ich einmal die Möglichkeit in Österreich Medien zu vergleichen, denn das Hauptthema der vergangenen Tage ist Österreichs Spionageaffäre. Ich höre mich durch mir bekannte und unbekannte Podcasts und lerne.
“Das sieht man zum Beispiel bei der BVT-Razzia. Ich glaube, da hat zum Beispiel die WKStA nicht ganz den Überblick gehabt, was sie mit so einer Razzia international und national auslösen kann.”
Plötzlich fällt dieser kleine Nebensatz und ich denke mir, stimmt das so? Ich selbst habe meine eigenen Gedanken und auch Vorbehalte gegenüber der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft, aber der Skandal dieser Razzia ist nicht alleine auf deren Mist gewachsen. Der Eindruck jedoch durch diesen nur beiläufig genannten Satz ist, dass diese Einheit selbst entweder korrupt oder schlicht unfähig ist.
Das stört mich und ich beginne zu graben. Denn ich habe das ein wenig anders in Erinnerung. Ich gestehe, ich bin kein Fan von zu vielen Details, ich will einen groben Überblick gewinnen und der war, als dieses Drama begann, nicht möglich. Zu vieles war unbekannt und wurde erst über die Jahre klarer und sichtbarer. Wenn ich mich jetzt auf dieses Spiel einlasse, lese ich da und dort und dann nochmal und wieder, und die Dämmerung der Erkenntnis beginnt. Jetzt habe ich endlich die Möglichkeit ein Bild zu sehen. Anscheinend ist die Geschichte noch immer nicht fertig, denn mein Wunsch, ein Buch darüber zu lesen, verhallt bislang ungehört im Universum. Noch ist es nicht geschrieben.
So beginnt meine kleine Recherche.
Der Satz klingt, als ob die unabhängige Staatsanwaltschaft plötzlich aus dem Nichts heraus eine Razzia im Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) durchführte.
Oberflächlich gesehen ist es eine einfache, genauer betrachtet eine verdammt komplizierte Geschichte.
Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft hatte eine Hausdurchsuchung nicht nur im BVT, sondern auch bei einem Spitzenbeamten des BVT angeordnet. Ein Journalrichter hatte sie in den Abendstunden abgesegnet, offenbar ohne sich näher mit dem Sachverhalt zu beschäftigen, wie er später zugab, schreibt Anna Thalhammer im Profil.
Das alleine bringt mich zum Kochen. Ein Richter muss so etwas abzeichnen, damit es nicht zu einer Überschreitung von Grenzen kommt und unser Rechtssystem nicht gebeugt oder gar gebrochen wird. Er oder sie darf nicht einfach ein Hakerl drunter machen und denken, es wird schon stimmen. Dann brauchen wir keine Richter, wenn er oder sie das Hirn nicht einschaltet und seiner/ihrer Aufgabe nicht nachkommt.
Anna Thalhammer, jetzige Chefredakteurin des Profils, einst selbst im Visier der WKStA schreibt in einem für mich unglaublich neutralem Ton eine fantastische Geschichte. Sie stellt wesentliche Fragen.
„Wie konnte es sein, dass die Polizisten einfach Operationsdaten anderer Länder einsehen dürfen? Wie war es überhaupt so weit gekommen? Und ich fühlte: Das ist eine politische Intrige, nur wer steckt dahinter?“
Ex-Spionageabwehrchef Bernhard P. Seine Gedanken am Abend nach der Razzia
„Ist es Zufall, dass man ausgerechnet auf P. losging, der im BVT für Russlandspionage zuständig war? Ist es Zufall, dass in den sichergestellten Daten nach Verbindungen der FPÖ, Russland und Ukraine gesucht wurde, wie aus dem Akt hervorgeht? Wollte die damals neue, politische Führung im Innenministerium vielleicht einfach nur zu gern wissen, was der Staatsschutz weiß? Weder P. noch sein Anwalt glauben noch an Zufälle. Dafür haben sie in den vergangenen Jahren zu viel gesehen.“
Viele Fragen und noch immer gibt es nicht alle Antworten. Erst nach unzähligen Berichten beginne ich nun langsam den Rahmen zu sehen. Es fügt sich. Und es fügt sich leider so, dass ich wieder bei einem meiner Lieblingsthemen lande: der Gewaltenteilung.
Es war jene Zeit, als die ÖVP kein Problem hatte, der FPÖ, genauer Herbert Kickl, das Innenministerium zu überlassen, das von 2000 bis 2017 von ihnen gestellt wurde, jene ÖVP, die die WKStA als eine Staatsanwaltschaft in roten Händen bezeichnet, weil sie Korruption in alle Richtungen untersucht (und nicht nur in Richtung ihrer Feinde). Der parteiunabhängige Justizminister in der Regierung Kurz (2017-2019) hingegen macht den Anschein, nicht die geringste Ahnung von Politintrigen gehabt zu haben.
Am Ende saßen sogar Ermittler des Innenministeriums bei der WKStA, schrieben auf Briefpapier der Justiz und benutzten ihre Mailadressen.
Die Gewaltenteilung eines demokratischen, liberalen Rechtsstaats war dadurch bis zu einem gewissen Grad schlicht abgeschafft – und niemand interessierte sich dafür.
Gewaltenteilung dient nicht hauptsächlich der Verteilung von Macht sondern viel mehr der gegenseitigen Kontrolle. Das erst macht die Stärke einer Demokratie aus. Wird die Justiz erstmal ausgehebelt, funktioniert ein demokratisches System nicht mehr richtig. Auch unter dem Nationalsozialismus gab es Gerichte, aber unabhängige Richter nicht mehr.
Nach dem Rücktritt der Türkis-Blauen Regierung drehten die Übergangsminister Clemens Jabloner (Justiz) und Wolfgang Peschorn (Innenministerium) die selbsterrichtete Justizpolizei ab, schreibt Thalhammer weiter.
Im ihrem Artikel sind fast alle meine Bedenken zur WKStA genannt. Es ist wie ein Fluch, denn die Notwendigkeit einer solchen Staatsanwaltschaft ist für mich keine Frage, aber die in meinen Augen leider zu oft dilettantischen Anklagen schaden dem wichtigen Auftrag.
Ich habe die zwei Anklageschriften Jack Smith gelesen, in denen Donald Trump auf bundesstaatlicher Ebene angeklagt wird. Die sind verständlich klar und faktenbasiert, sie werden auch sprechende Anklageschriften genannt (das wird nicht in allen Anklagebehörden der USA so gehandhabt). Sie sind so geschrieben, dass selbst ein juristischer Trottel wie ich sie verstehen kann.
Bei den Anklagen der WKStA hatte ich immer wieder den Eindruck, als ob guter altwienerischer Basena-Tratsch Eingang in die Anklageschriften findet. Schon vor dem Prozess fragte ich mich immer wieder, kommt da noch mehr? Bei den wenigen, die ich beobachtete, kam nicht mehr. Was letztendlich zu Freisprüchen führte.
Nur zum Vergleich: in den USA werden vergleichbare Prozesse zu 95% gewonnen, denn die Bundesstaatsanwaltschaft wägt nicht nur selbst ab, ob ein Prozess gewonnen werden kann, eine Grand Jury stimmt ab, bevor es zu einer tatsächlichen Anklage kommt. Dieser werden die Fakten der Staatsanwaltschaft präsentiert, erst wenn die Grand Jury bestätigt, dass genügend Verdachtsmomente bestehen, kommt es zur Anklage.
„Currently federal prosecutors tout above a 95% conviction rate. This is primarily due to the fact that most cases never make it to trial. Most defendants end up taking a plea bargain rather then risk a potentially much greater prison sentence which could be dealt them if they actual went to trial and lost.“
in 165 Fällen weitere Ermittlungsansätze zu anhängigen Ermittlungs- bzw. Hauptverfahren
bisher in mehr als 146 Anklagen:
93 Verurteilungen
35 Diversionen
36 Freisprüche
Statistisch können diese Zahlen nicht weiter verwendet werden, denn 93+35+36 ergibt 164 nicht 165. Ich habe schlicht keine Ahnung, was die Zahlen aussagen sollen. Und leider sind die wenigen Medienberichte nicht aussagekräftiger sondern gut abgeschrieben.
Außerdem, wer weiß schon, was Diversionen sind. Und ich lerne wieder einmal. „Die Diversion ist die Möglichkeit der Staatsanwaltschaft oder des Gerichts, bei hinreichend geklärtem Sachverhalt auf die Durchführung eines förmlichen Strafverfahrens zu verzichten. Der Beschuldigte bzw. der Angeklagte bekommt im Fall der Diversion das Angebot, sich einer belastenden Maßnahme zu unterwerfen (z.B. gemeinnützige Arbeit). Wenn ein Strafverfahren mittels Diversion beendet wird, erfolgt kein Schuldspruch und keine formelle Verurteilung. Es erfolgt auch keine Eintragung im Strafregister.“ Das ist ungefähr das, was als „Plea Bargain“ in den USA bezeichnet wird, aber ohne Eintragung ins Strafregister. So war es bei der Falschaussage von Bettina Glatz-Kremsner.
Was habe ich gelernt? Man kann der WKStA alles mögliche vorwerfen, doch waren im Falle der BVT-Razzia gewaltig politische Interessen und Manipulationen mit im Spiel. Die Vermutung vieler Journalist*innen, dass die FPÖ herausfinden wollte, was der Staatsschutz über ihre Verbindungen zu Russland weiß, erscheint mir naheliegend.
Und es tut mir leid zu sagen, dass dieser leichtfertig hingeworfene Satz eines Journalisten ist für mich untergriffig und manipulativ. Ich merke, wie sensibel ich geworden bin. Ich versuche, so wenig wie möglich und so gut ich kann, meinen und anderen Vorurteilen auf die Schliche zu kommen.
Das waren wieder mal viel Worte für eine schlichte Erkenntnis. Aber eines hat es gebracht: Dank Anna Thalhammer habe ich eine weitere Wochenzeitung abonniert.
Es ist vorbei für mich mit den mir fertig gekochten Sendungen. In einer Reihenfolge serviert, die mir in Wahrheit nie behagte, sondern hervorragend als Schlafmittel diente, weil mich gerade mal etwas nicht interessierte.
Ich wähle mir aus, was ich höre, sehe und zwar nicht in verzweifelter Suche doch einen Sender zu finden, der vielleicht etwas spielt, was ich spannend finde und in endloser Herumzipperei endete. Irgendwann ließ ich es sein. Streamen nennt man es bei Videos. Mag sein, dass andere Tanzvideos oder Musik suchen, ich schau mich um nach Politik, Archeogenetik und anderen Dingen, die ich spannend finde.
Ich höre aber auch leidenschaftlich.
Ich habe viele Podcasts abonniert, manche höre ich regelmäßig, bei anderen wähle ich nach Thema aus. Die Wissenschaftssendung des SRF, des Schweizer Rundfunks, etwa, höre ich immer gerne.
Selten gibt es aber einen Fall, bei dem ich vergleichen kann, wie die verschiedenen Medien ihre Podcasts gestalten. Egisto Ott, der österreichische „Es ist ja nicht so tragisch“ Spion, in Qualtinger Manier ein typisch österreichisches Schicksal, bietet sich wunderbar an die verschiedenen Sendungen zu vergleichen, denn der konnte von den politischen Nachrichten nicht ignoriert werden.
Vieles klingt wie vom Mittagstisch einer Zeitungsredaktion. Da tratschen zwei, die schon gestern miteinander geredet haben, sie haben ein gewisses Vorwissen und man hört vom Nebentisch aus zu. Die zweite Variante mag ich ebenso wenig, denn bei jenen entsteht bei mir der Eindruck, ein/e Lehrer*in erklärt der kleinen Ruth wie die Welt sich dreht. Früher nannte man das Oberlehrerhaft, wobei es in meiner Schulzeit schon keinen Oberlehrer mehr gab und das ist mehr als 40 Jahre her. Nicht immer ist das Format eines Gesprächs optimal.
Das ist der größte Unterschied von „Inside Austria“ zu den anderen Podcasts. Ersterer liefert immer eine gut geschnittene, äußerst informative Dokumentationen. Manche höre ich immer wieder nach, wenn die Details zu kompliziert sind, als dass ich sie mir auf einen Schwung merke.
Vielleicht ist dies der Grundton österreichischer Skandale. Es zieht sich über Jahre, manchmal Jahrzehnte, und niemand hat mehr eine Ahnung, worum es überhaupt geht. Eurofighter ist ein strahlendes Beispiel. Alles, was ich weiß, ist, dass es um den Eurofighter geht, aber sonst ist da nur ein schwarzes Loch.
Es war unter anderem aber auch Anlass Abos abzuschließen, was ich noch für eine weitere österreichische Tageszeitung (Kurier) und eine Wochenzeitung (Falter) tat. Das kostet mich weniger als der ORF-Beitrag. Ich konsumiere allerdings beim ORF am wenigsten Sendungen. Ja, ich nütze oft günstige Angebote, dafür unterstütze ich mehrere Medien. Ohne die ist Demokratie nicht möglich.
Ich mag es, wenn ich Menschen sprechen sehe und wenn das nicht geht, zumindest höre. Beim Lesen geht mir einfach eine Qualität ab. Besser gesagt, es wird etwas anderes.
Vielleicht erkläre ich es mit etwas ganz Einfachem. Ich liebe Krimis. Kürzlich habe ich einen Südtiroler Autoren und Journalisten entdeckt: Lenz Koppelstätter. Seitdem höre ich seine Krimis. Eines der Bücher wurde von einem Innsbrucker Schauspieler gelesen. Wahrscheinlich wird es für durchschnittliche Hörer zu viel Tirolerisch gewesen sein, ich habe es geliebt. Ich habe so oft lachen müssen, weil ich ganz einfach an das Land, in dem ich aufwuchs, denken musste. Die Sprache löste ein wunderbares Heimatgefühl aus. Dieser Schauer überkommt mich nach wie vor, wenn der deutsche Sprecher der anderen Bücher ein wenig Dialekt einfließen lässt. Das macht Sprache, nicht das geschriebene Wort.
Dann gibt es noch Körpersprache und die Mimik. Kürzlich haben zwei Psycholinguistinnen, Marianne Gullberg und Maria Graziano, von der Universität Lund die Körpersprache italienischer und schwedischer Menschen untersucht und herausgefunden, dass in Schweden nur etwa halb so viele Gesten während eines Gesprächs verwendet werden als in Italien, zumindest bei den jeweiligen Probanden. Wie trivial, doch bislang wissenschaftlich nicht nachgewiesen.
Immer wieder fühle ich mich ertappt, wenn ich Videos oder Podcasts über Politik bevorzuge und ich nicht lieber lese. Lesen sei doch das Wahre. Finde ich nicht. Aber ich freue mich, dass mehr und mehr Transkripts bei den audiovisuellen Medien zugänglich sind. Wenn etwas wichtig ist, kann ich es noch mal lesen. Das ist, was ich mag.
Schwierig allerdings ist für mich zu beschreiben, warum und wie ich etwas dabei fühle. Denn das ist es, was zum geschriebenen Wort hinzugefügt wird.
Wir sind es aber nicht gewöhnt über unsere Gefühle zu sprechen, wenn es um Politik geht, das tun nur Populisten. Blödsinn, wir sind Menschen, wir alle tun es, wir alle haben Gefühle. Und sie beeinflussen uns auf einer weiteren Ebene.
Bei Dokumentationen sind es nicht nur Personen, es ist die Musik, der Schnitt und wahrscheinlich noch viel mehr. GesprächeundInterviews sind weniger geladen, trotzdem kommt mehr mit als bei einem reinen Text. Das mag ich.
Ich kann nur jeden einladen, es an sich selbst auszuprobieren, einmal bei meinem Lieblingspodcast aus Österreich: Inside Austria oder Frontline von PBS (Public Broadcast Service, ein öffentlich geförderter (nicht vollfinanziert) Sender in den USA. Bei letzterem stehen oft auch noch die einzelnen Interviews, die für die Dokumentation aufgenommen wurden, zur Verfügung.
Inzwischen finde ich es sehr angenehm, dass ich viele der Journalist*innen und Politiker*innen mehrfach (oft) gesehen habe, deren Lebensläufe gelesen habe, sie besser einschätzen kann. Ich weiß ungefähr, wo sie stehen, warum sie so und nicht anders berichten oder sprechen.
Dieses Wissen ist in Österreich kaum zugänglich. Leider!
Es gibt 1000 und 1 Empfehlungen, was man in der Pension unternehmen könnte. Sprachen lernen, … studieren, … geistige Fähigkeiten trainieren.
Niemand findet es erwähnenswert, lernen zu können, wie man will und wie man erfolgreich damit ist.
Neugier ist eine meiner wichtigsten Eigenschaften. Schnelligkeit nicht. Zusammenhänge erfassen, gehört zum Tollsten. Auswendiglernen habe ich gehasst und hasse ich bis heute. Aus diesem Grunde wurde mein Englisch erst besser, als ich es anwendete und nicht als ich es lernte. Der erste Studienabschnitt war eine Qual, der zweite, wo wir Zusammenhänge besser untersuchen konnten, war wie ein wohliges Schaumbad für mich.
Dinge beleuchten von verschiedenen Seiten, um alle möglichen Aspekte zu erfassen, bringt mich zum Leuchten.
Ich habe Zeit, die viele diversen Möglichkeiten nützen. Das ist das großartigste Geschenk von allen, es gibt kein besseres für mich.
Vor fast 35 Jahren war ich knapp davor, ein ganzes Zimmer mit den Bänden einer Enzyklopädie zu füllen, als das Internet kam.
Ich kann mich noch erinnern, als eine Freundin aus ihrem Auslandsjahr von einer amerikanischen Universität kam und mir von etwas erzählte, das aus verschiedenen Produkten bestand. Da waren Dateitransfer, Austausch von Briefen, Ablagesysteme und ähnliches.
Das war vor gut 35 Jahren, ich arbeitete da schon einige Jahre mit Computern und ja wir haben Dateien über das Telefon illegal von einem Wiener Bezirk in einen anderen geschickt. Ich sagte ihr, da muss alles in eines rein. So ist es für alle zu umständlich.
Das dachten sich auch andere und die erste Webseite wurde am 20. Dezember 1990 veröffentlicht. Also einige Monate nachdem ich das gelassen ausgesprochen hatte, wurde es Realität. Und bald besuchte ich einen Kurs, wie ich im WWW recherchiere. Ich arbeite also seit 30 Jahren mit dem Internet.
Obwohl mein Einstieg in die Computerwelt eher tragisch war. 1980 hatte ich einen Schulversuch EDV, der sehr komisch war, weil wir nie einen Computer sahen. Es war der Hauptgrund, warum ich in diesem Jahr Mathematik nicht bestand. In der Schule versagte ich, 5 Jahre später konnte ich das dort gelernte umsetzen. Ich wollte wissen, wie hoch der Zinssatz einer Lebensversicherung war. Das Programm konnte ich schreiben und schickte den Versicherungsvertreter in die Wüste.
Mit jedem Jahr wurden mehr Informationen zugänglich.
Ich frage mich nur, ob es mein Alter ist, dass mich immer kritisch sein ließ, oder einfach meine Natur.