Strong Men

Starke Männer. Starke Anführer braucht das Land. Nein, kluge, bedachte Männer braucht das Land und nicht nur Männer! Kluge bedachte Frauen brauchen wir ebenso.

Rachel Maddow ist wohl meine liebste Journalistin. Sie erzählt Geschichten so, dass sie auch bei mir haften bleiben, versucht Dinge rauszufinden, warum und warum etwas nicht geklappt hat.

Kürzlich begann sie ihre Sendung, die nur mehr montags ausstrahlt (ich kann sie verstehen, mir geht sie trotzdem ab), mit 4 Männern, „die mietfrei in ihrem Kopf wohnen“. Es waren welche, die sie in ihrem Buch „Prequel: An American Fight Against Fascism“ schon behandelte.

Es waren Männer, die einst, als wir hier in Europa auch so richtig starke Männer hatten, sich als Präsidenten aufstellen ließen.

Über Faschisten in den USA wusste ich nichts, bis eine Freundin von mir, die mit 12 Jahren zusammen mit ihren Eltern von Österreich in die USA flohen, mir erzählte, dass der Pfarrer und die Lehrerin in diesem Land der Verheißung Hitler anhimmelten.

Ich war mir nicht im Klaren, ob das verdammtes Pech war, oder ob da mehr dahinter war. Nun, Rachel Maddow half mir dieses Rätsel zu lösen. Es gab diese Bewegung und es gab von Nazis bestochene Politiker in den USA.

Begonnen hatte es mit ihren „Mini-Podcasts“: Ultra und Déjà News und führte schließlich zur Veröffentlichung ihres Buches Prequel, ein Buch über die faschistischen Strömungen in den USA der 1930er Jahre.

Ich bin mit vielen Geschichten, Dramen, Dokumentationen, Augenzeugen zum Nationalsozialismus groß geworden, beziehungsweise begleiteten sie mich durch mein ganzes Leben. Neue Perspektiven helfen mir nun, sie wieder anzusehen.

Es gab in den 1930er Jahren eben nicht nur einen Strong Man.

Faschistische Regierungen gab es in Italien, Ungarn, Spanien, Rumänien, Kroatien und natürlich Deutschland. Warum auf Wikipedias Seite zu Faschismus Österreichs Austrofaschismus als Halbfaschismus bezeichnet wird, dürfen Historiker diskutieren. Mir sind diese Haarspaltereien egal, mir geht es um die prinzipielle Ausrichtung und wie Menschen in diesen Ländern frei leben können. Wahrscheinlich spielt auch hinein, dass ich einmal an einem Ort lebte, wo die halbfaschistische Regierung, oppositionelle Politiker gefangen hielt. Erst als unter den Nazis die einstmaligen Gegner gemeinsam in Konzentrationslagern saßen, wurde die demokratisch ausgetragene Gegnerschaft ein tragbares Model. Österreichs Sozialpartnerschaft wurde ein Kompromissmodell ohne Waffengewalt.

Und heute?

Starke Männer finden sich wie damals über die gesamte Welt verteilt wieder und die Art und Weise, wie sie Politik betreiben, schaut verdammt ähnlich aus.

Die vier Männer, die in Maddows Kopf wohnten, waren in einer Hinsicht benachteiligt, sie wurden nicht von einer der zwei großen Parteien in den USA aufgestellt. Das hat sich nun geändert.

Sind die einfachen Lösungen, die diese faschistischen Politiker*innen anbieten, wirklich der Grund für deren Aufstieg? Ich weiß es nicht.

Auch wenn dem österreichischen Bundeskanzler Sinowatz „Es ist alles sehr kompliziert“ nachgesagt wird und er in seiner Regierungserklärung 1983 nur sagte: „Ich weiß, das klingt alles sehr kompliziert …“ bin ich der Meinung: es ist alles sehr kompliziert. Und lernt alle ein bisschen Geschichte.


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