Das machen doch alle so

Das musste Trump gedacht haben, wenn er Geschichten und Überschriften mit den National Enquirer ab 2015 koordinierte. Ein Krawallblatt, das höchstens Kopfschütteln bei mir auslöst, weil die Geschichten so verrückt sind. Kein Wunder, dass er laufend Fake News schreit. Er glaubt vermutlich tatsächlich, dass alle so agieren und nur Idioten das nicht tun. Deshalb ist er auch so außerordentlich entrüstet, dass er angeklagt wird. Wie kann er angeklagt werden, wenn das alle so machen? Hexenjagd!

Er hat tatsächlich in Coverstories eingegriffen, er hat Lügen koordiniert, Wahrheiten begraben. David Pecker war ein jahrzehntelanger Freund. Beim National Enquirer wusste man, dass Trump am Cover die Auflage erhöhte. Mehr dazu in der Washington Post: Trump’s long, strange history with the tabloids.

Auf dieses Magazin starrt man in jedem amerikanischen Supermarkt, wenn man an der Kassa wartet. Und das Unterbewusstsein liest mit.

Ich musste kürzlich darüber nachdenken, warum ich denke, dass die meisten Menschen grundsätzlich gut sind, und andere denken, dass Menschen prinzipiell schlechte Absichten haben und nur auf ihren Eigennutz aus sind. Weder ist das eine noch andere 100 Prozent wahr, ich bin keinesfalls immer gut, aber auch nicht schlecht. Als 15-jährige lachte ich den (armen) Verehrer aus, als er das von mir sagte. Das sehe ich 50 Jahre später genauso. Die Welt ist nicht schwarz-weiß, etwa wenn Menschen sagen, dass Trump sehr charmant sein kann, auch wenn ich nicht einmal in einem Lift mit ihm fahren würde wollen.

Ähnlich wie Trump, fürchte ich, denkt auch Putin. Das machen alle so und wenn er nicht als erster zuschlägt, wird er verlieren. Er kann nicht sehen, dass seine eigenen Aktionen zur Vergrößerung der NATO führten, dass man fürchtet, er marschiert in weitere Länder ein. Er schließt von seiner Gedankenwelt, seinen Machtstrategien auf andere.

„Ich muss den anderen zuvor kommen, denn sonst werden sie gegen mich vorgehen.“ Es gibt nur Freund oder Feind. Auch wenn ich solche Freunde nicht haben möchte, ich will weder mit dem nordkoreanischen noch mit dem chinesischen Führer befreundet sein, denn auf ihre Loyalität würde ich mich nicht verlassen können. Also auf gut Deutsch, jeder könnte dein Mörder werden, Menschen mit gemeinsamen Interessen, aber nichts, was einer tatsächlichen Freundschaft nahe kommt.

David Pecker hat auf die Freundschaft gepfiffen und ist ein Abkommen mit der Staatsanwaltschaft eingegangen, um nicht angeklagt zu werden. Der Finanzchef, der CFO, von Trumps Unternehmen hingegen, Allan Weisselberg, ging nun zum zweiten Mal, für weitere 5 Monate, ins Gefängnis. Ich weiß nicht, wem ich 10 Monate meines Lebens schenken würde. Es wird wohl einen tieferen Nutzen haben und nicht unbedingt Freundschaft sein. Oder es ist so wie seine Schwiegertochter meinte, „He has more feelings and adoration for Donald than for his wife… For Donald, it’s a business. But for Allen, it’s a love affair”?

Gestern hat die Generalstaatsanwältin von Arizona Anklage gegen die Fake-Wahlmänner/Frauen in ihrem Bundesstaat erhoben. Was Trump mit all diesen Lügen der Demokratie angetan, ist massiv. Trotz über 60 verlorener Prozesse nach den Wahlen, glaubt die Mehrzahl der republikanischen Wähler, dass Biden die Wahl nicht gewonnen hat. Warum nicht mehr Demokraten in den Kongress gewählten wurden, kommt ihnen nicht in den Sinn. Glaube ist eine starke Kraft. Lügen, oft genug erzählt, wandeln sich zu geglaubten Illusionen. Kein Wunder, dass von sektenartigem Verhalten gesprochen wird.

Das Problem: es ist nicht wahr, Trump hat die Wahl verloren und manipuliert von Anfang an, das ist die Realität.


Hinterlasse einen Kommentar